Wir haben einiges erreicht – aber es bleibt viel zu tun

 
Verfasst von Pascal Strupler

Ich heisse Sie herzlich willkommen auf der neuen Plattform Palliative Care! Gemeinsam wollen wir etwas bewirken und Palliative Care weiterentwickeln. Es war vor sieben Jahren, als Bund und Kantone die nationale Strategie Palliative Care lanciert haben. Das Ziel war, Palliativangebote zu fördern und stärker im Gesundheitssystem zu verankern. Zusammen mit zahlreichen Akteuren konnten wir eine Reihe von Massnahmen in den Bereichen Versorgung, Finanzierung, Sensibilisierung, Bildung, Forschung und Freiwilligenarbeit umsetzen. Der grosse Einsatz hat sich gelohnt: Heute haben viel mehr Menschen, welche an einer unheilbaren Erkrankung leiden, Zugang zu palliativmedizinischer Betreuung als früher - sei es zu Hause, in einer sozialmedizinischen Institution oder im Akutspital. Da auch die Medien das Thema breit aufgenommen haben, ist Palliative Care heute vielen ein Begriff. Dies ist wichtig, weil es uns allen die beruhigende Gewissheit gibt, dass wir dereinst die letzte Lebensphase auch bei einer gravierenden Erkrankung schmerzfrei erleben und in Würde sterben können. Viele von uns haben Angehörige oder Bekannte in ihren letzten Tagen, Wochen oder Monaten begleitet und wissen, wie wichtig es ist, den Betroffenen auch in dieser Situation eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen, damit sie sich auf eine gute Art von ihren Liebsten und vom Leben verabschieden können.

Gerade in den Akutspitälern gewinnt die Palliativmedizin stetig an Bedeutung und Ansehen. Wurde sie lange vor allem als «letzte Massnahme» betrachtet, damit Patienten nach dem Ausschöpfen aller kurativen Behandlungsmöglichkeiten schmerz- und stressfrei sterben konnten, so wird sie heute immer mehr zu einer Querschnittsfunktion, um den letzten Lebensabschnitt gemeinsam mit den Betroffenen zu gestalten. Im Universitätsspital Lausanne beispielsweise kommt sie immer dann zum Zug, wenn eine Patientin oder ein Patient mit der Diagnose einer unheilbaren Krankheit konfrontiert ist – unabhängig von der verbleibenden Lebenserwartung und nicht erst dann, wenn alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. So kann die noch zur Verfügung stehende Lebenszeit gemeinsam geplant werden. Ein interprofessionelles Team von medizinischen Fachpersonen diskutiert die verschiedenen Behandlungsoptionen mit den Betroffenen und legt mit diesen zusammen das weitere Vorgehen fest – je nach den individuellen Bedürfnissen. Viele wünschen sich vor allem eine möglichst ruhige Umgebung und Schmerzfreiheit. An vielen anderen palliativmedizinischen Institutionen wird ebenfalls sehr gute und patientenzentrierte Arbeit geleistet. Langsam, aber sicher, setzt sich die Erkenntnis durch, dass diese sanfte Art von Medizin dazu beiträgt, die Gesundheitsversorgung besser am Patientenwohl auszurichten und Überversorgung zu vermindern.

Auch wenn wir gemeinsam einen grossen Schritt nach vorne gemacht haben, bleibt noch viel zu tun. Noch haben längst nicht alle Menschen in unserem Land Zugang zur Palliative Care. Und auch heute stirbt nur jede fünfte Person zu Hause, obwohl sich die meisten wünschen, in den eigenen vier Wänden aus dem Leben zu scheiden. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen fehlt es noch an palliativmedizinisch ausgebildeten Fachpersonen, welche die Betreuung der Patientinnen und Patienten im privaten Umfeld gewährleisten können; oft auch deshalb, weil die Finanzierung dieser Leistungen noch nicht auf eine befriedigende Art und Weise geregelt ist. Hinzu kommt, dass viele von uns überfordert sind mit der Pflege eines unheilbaren Angehörigen und nicht wissen, wo und wie sie sich Unterstützung organisieren können. In diesem Bereich braucht es zum einen kompetente Anlaufstellen, und zum andern muss darüber informiert werden, dass diese existieren und einem weiterhelfen können.

Bund und Kantone haben erkannt, dass es noch Lücken und Schwachstellen im Bereich Palliative Care gibt, die nach dem Auslaufen der nationalen Strategie im Jahre 2015 angegangen und behoben werden müssen. Deshalb hat der Dialog Nationale Gesundheitspolitik beschlossen, eine Plattform aufzubauen, auf der die Akteure ihre Erfahrung und ihr Wissen austauschen können. Zudem soll sie dazu dienen, Fragestellungen und Probleme gezielt zu bearbeiten. Unser gemeinsames Ziel ist es weiterhin, dass Palliative-Care-Angebote allen Menschen bedarfsgerecht und in guter Qualität zur Verfügung stehen. Die neue Plattform ist als Modell der Mitwirkung konzipiert. Im Rahmen von Forumsveranstaltungen und dieser Webseite können Meinungen eingebracht, Umsetzungsmodelle präsentiert und Ideen ausgetauscht werden.
Ich lade Sie deshalb ein, dieses Angebot zu nutzen und den Dialog mit dem Bundesamt für Gesundheit, den Kantonen und allen anderen Akteuren zu pflegen. Bereits jetzt freue ich mich auf spannende Beiträge und Diskussionen.

Pascal Strupler, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit

Palliative Care umsetzen

Hier finden Sie eine Übersicht über nationale, kantonale und regionale Palliative-Care-Projekte. Diese Beispiele guter Praxis dienen als Anregung und Inspiration für interessierte Personen und Organisationen.

Umsetzungsbeispiele